Best Practice: Papierhersteller investiert 100 Millionen Euro in Energieeffizienz und erneuerbare Energien
Der Papierhersteller DREWSEN Spezialpapiere GmbH & Co. KG aus Lachendorf in Niedersachsen investiert mehr als 100 Millionen Euro in Energieeffizienz und erneuerbare Energien – darunter ein neues Biomasse-Heizkraftwerk.
Das Unternehmen verbraucht jährlich etwa die gleiche Energiemenge wie alle Haushalte der Stadt Celle zusammen (70.293 Einwohner). Ihr Handlungsdruck, auf erneuerbare Energien umzusteigen, ist daher groß: Der Papierhersteller möchte sich bis 2030 zu 80 Prozent mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien versorgen und bis 2045 komplett klimaneutral produzieren. Dafür setzen sie auf einen Windpark (aktuelle Leistung: 2,25 MWp), Photovoltaikanlagen (aktuelle Leistung: ca. 26 MWp), nachhaltige Mobilität (fünf Ladesäulen und zehn Ladepunkte) sowie auf ein Biomasse-Heizkraftwerk, das unter anderem den erforderlichen Dampf für die Trocknungsprozesse bereitstellt. Insgesamt investiert das Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro.
Etwa 80 Prozent davon fließen in ein neues Biomasse-Heizkraftwerk
• Brennstoffe: Strohartige Biomasse und Restholz-Hackschnitzel
• Leistung: 55 MW Feuerungsleistung, 55 t/h Dampf, bis zu 12,5 MW Strom
• Inbetriebnahme: Anfang2027
• Förderung: Bundesförderung Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) – Modul 2
Energieeffizienz steigern
Neben dem Ausbau regenerativer Energien steht das Erhöhen der Energieeffizienz im Fokus des Unternehmens. „Wir müssen unseren Weg der Steigerung der Energieeffizienz konsequent weitergehen“, so Ludger Benien (Leiter der Erneuerbare Energien und Managementsysteme). „Man darf nicht nur auf aktuelle Börsenpreise schauen und Entscheidungen davon abhängig machen. Es geht darum, Unternehmenswerte zu leben und dabei die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren.“ Er rät allen Unternehmen, Fördermöglichkeiten zu prüfen und zu nutzen – dies sei oft weniger kompliziert als gedacht und der Nutzen groß. Neben dem geplanten Ausbau des eigenen Windparks steigert das Unternehmen seine Energieeffizienz beispielsweise durch moderne Geräte und Anlagen, zuletzt ein Turbogebläse zur Vakuumerzeugung im Papierherstellungsprozess für 1,4 Millionen Euro. Das Vorhaben hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des EEW-Förderwettbewerbs gefördert.
Power-to-Heat für Netzstabilität
„Als großer Energieverbraucher wollen wir einen Beitrag zur Netzstabilisierung leisten und Strom aufnehmen, wenn die Strom-Transportnetze überlastet sind und Wind- und Solarenergieanlagen abgeregelt werden müssen“, so Dr. Martin Siebert, Technischer Leiter des Unternehmens. Dafür plant das Unternehmen, einen Teil seiner Wärmeerzeugung durch Power-to-Heat (PtH) zu elektrifizieren – also aus Strom Wärme und mit dieser anschließend den Dampf, der für die Papierproduktion erforderlich ist, zu erzeugen. Derzeit befindet sich das Unternehmen in der Planung des PtH-Systems. Herausforderung des Vorhabens: der erforderliche Netzausbau. Das Unternehmen würde gern größere Mengen regenerativen Stroms aus dem Netz beziehen. Die technischen Voraussetzungen sind seitens des Unternehmens vorhanden, das Werk betreibt ein eigenes Umspannwerk am Hochspannungsnetz (110 KV). Die historisch vereinbarte Anschlussleistung ist für die aktuelle Unternehmenssituation nicht ausreichend, aber das Erhöhen dieser ist seitens des Netzbetreibers derzeit nicht möglich – auch hier kommt es auf einen zügigen Netzausbau an. Bis dahin setzt das Unternehmen auf flexiblere und effizientere Nutzung des bestehenden Netzes.
Das hier entstandene Praxisbeispiel haben wir gemeinsam mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH (KEAN) aufbereitet.