Herausforderung Klimaversprechen: Transparenz in der Kompensation
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten sprunghaft angestiegen, da Unternehmen bestrebt sind, ihre Klimaziele durch die Kompensation ihrer Emissionen umzusetzen. Dieser Anstieg hat jedoch zu einer Vielzahl vager und nicht wissenschaftlich nachgewiesener Klimaversprechen geführt, was sich in gerechtfertigten Greenwashing Vorwürfen widergespiegelt.
Viele Unternehmen weltweit möchten verstehen, wie CO2-Zertifikate im Zusammenhang mit ihrer Klimastrategie genutzt werden können und von Investoren, der Zivilgesellschaft, staatlichen Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern akzeptiert und geschätzt zu werden. Das Ziel dieses Artikels ist es, dieses Verständnis zu vermitteln.
Die Herausforderungen bei Klimaversprechen
Unternehmen stehen vor Schwierigkeiten, die Integrität ihrer Klimastrategie und den von ihnen gemachten Versprechen aufrechtzuerhalten. Katharina Schlegel und Ricarda Röller von goodcarbon haben uns aufgezeigt, welchen Herausforderungen die Unternehmen im „Kompensationsdschungel“ im Wesentlichen gegenüber stehen:
- Fehlende Standards für Klimaversprechen
Das Fehlen einer universellen Definition für Klimaversprechen wie „klimaneutral“ oder „Netto-Null“ hat zu Inkonsistenz bei den Unternehmen geführt. Während die Science-based Target Initiative (SBTi) einen anerkannten Standard für Net-Zero-Ziele von Unternehmen bietet, können Unternehmen auch Net Zero versprechen, ohne die Kriterien der SBTi einzuhalten.
Darüber hinaus fehlt derzeit eine akzeptierte Definition für „klimaneutral“ was zu mangelnder Transparenz und klaren Ansätzen für die Kompensation von Emissionen führt. Historisch gesehen haben Unternehmen oft auf den Kauf von CO2-Zertifikaten für die Erreichung von Klimaneutralität gesetzt.
- Unterschiedliche Merkmale von CO2-Zertifikaten
Das Fehlen von Standardisierung bei Klimaversprechen führt zu einem entsprechenden Mangel an allgemein anerkannten Regeln zur Eignung von CO2-Zertifikaten für bestimmte Versprechen. Obwohl die meisten CO2-Zertifikate eine metrische Tonne CO2e als Basiseinheit verwenden, sind sie nicht universell gleichwertig. CO2-Zertifikate können unterschiedliche Merkmale aufweisen, die sie unterscheiden und sie für verschiedene Versprechen geeignet oder ungeeignet machen.
- Unzureichende Qualitätsstandards für CO2-Zertifikate
Es ist zunehmend offensichtlich geworden, dass sich die alleinige Verwendung von Standards wie z.B. Verra nicht ausreichend eignen, um die Qualität von CO2-Zertifikaten zu gewährleisten. Dies betrifft insbesondere die Klimaschutzwirkung der Zertifikate. Die entsprechende Frage lautet, ob eine Tonne CO2 tatsächlich vermieden oder entfernt wurde für jedes ausgegebene CO2-Zertifikat. Bedauerlicherweise ist dies bei vielen Projekten nicht der Fall.
Von Versprechen zur Glaubwürdigkeit
Das Interesse an der Klimastrategie von Unternehmen seitens Stakeholder wie Verbrauchern, Investoren, Fachkräften und Kunden nimmt stetig zu. Unternehmen sind daher stark motiviert, sowohl „das Richtige zu tun“ als auch ihre Bemühungen effektiv zu kommunizieren. Um dies zu erreichen, ist ein festes Bekenntnis zur Integrität entscheidend.
Als ersten Schritt müssen Unternehmen wissenschaftsbasierte Ziele zur Reduzierung der Emissionen festlegen und sich verpflichten, bis spätestens 2050 netto keine Emissionen mehr zu verursachen. Unternehmen können sich an dem Net-Zero-Standard der SBTi orientieren, der eine Reduzierung von über 90% der Scope 1, 2 und 3 Emissionen vor der Neutralisierung der verbleibenden 10% mit CO2-Entfernungszertifikaten erfordert, um den Net-Zero-Status zu erreichen.
Darüber hinaus hat die Europäische Union die Green Claims Directive entwickelt. Diese neue Richtlinie hat das Ziel, klare Leitlinien für Unternehmen festzulegen und neue Transparenzanforderungen für Umweltaussagen zu definieren, um somit Verbraucher:innen vor irreführenden Ansprüchen zu schützen. Möchte sich ein Unternehmen künftig entsprechend als „klimaneutral“ titulieren, so müssen folgende Kriterien nach der Green Claims Directive beachtet werden:
- Angabe des Anteils der Emissionen, der durch die eigenen Aktivitäten reduziert wurden und des Anteils, der durch CO2-Zertifkate ausgeglichen wurde,
- Angabe von Details zur Integrität der verwendeten Kompensationsmaßnahmen,
- Angabe, ob die Kompensationsprojekte auf Removal- oder Avoidance-Zertifikaten beruhen.
Removal-Zertifikate werden von Projekten ausgestellt, die eine Tonne CO2e aus der Atmosphäre entfernen. Avoidance-Zertifikate repräsentieren die verhinderte Freisetzung einer Tonne CO2e.
Bei jedem Versprechen liegt der entscheidende Schlüssel zur Glaubwürdigkeit in der Verwendung von hochwertigen CO2-Zertifikaten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Projekte, die diese Zertifikate generieren, die versprochene Umweltauswirkung tatsächlich liefern. Ein erster wichtiger Schritt ist daher die Wahl eines geeigneten Kompensationspartners.
Eine Übersicht mit Filtermöglichkeiten für das für Sie passende Projekt und die dazugehörigen Partner finden Sie zum Beispiel bei der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima. Auch goodcarbon bietet eine transparente Auswahl an qualitativ hochwertigen Kompensationsprojekten auf ihrer Plattform, die mit einem Qualitätsframework geprüft werden. Teil des Portfolios sind unter anderem auch deutsche regenerative Landwirtschaftsprojekte, bei denen sich die Emissionskompensation mit einem lokalen Engagement vereinen lässt.