IPCC Synthesereport – Menschheit rast auf Erderwärmung von 2,8 Grad zu
Bislang ist der Klimaschutz weit ab vom Kurs. Um das Ruder noch rumreißen zu können, bedarf es „deutliche, schnelle und nachhaltige“ Maßnahmen noch in diesem Jahrzehnt, so der Konsens nach Ende der Sitzungen zum 6. IPCC Synthesebericht.
Matthias Garschagen, Professor für Anthropogeographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München trifft einen simplen aber sehr passenden Vergleich zum aktuell mangelhaften Klimaschutz: „Wenn Sie einen Marathon in einer gewissen Zeit laufen möchten, und Sie laufen die ersten 30 Kilometer langsamer als Sie es für den Schnitt bräuchten, müssen Sie die letzten Kilometer schneller laufen.“ Dies sei auch der Grund warum der Weltklimarat (IPCC) in diesem Bericht noch dringlicher zum Handeln auffordere als in den vorangegangenen.
So rast die Menschheit beim aktuellen Klimaschutz auf eine Erderwärmung von 2,8 Grad bis zum Jahr 2100 zu. Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssten bis 2030 um 43 Prozent gegenüber 2019 sinken, damit die Menschheit die globale Erwärmung langfristig auf 1,5 Grad begrenzen kann. Anschließend müssten die CO2-Emissionen bis zur Jahrhundertmitte unterm Strich auf null sinken. Doch alle aktuellen, nationalen Beiträge zum Klimaschutz (NDCs) zusammengezählt würden die Emissionen bis 2030 lediglich auf dem Niveau von 2019 stagnieren lassen. „Das macht es wahrscheinlich, dass die Erwärmung 1,5 Grad Celsius im 21. Jahrhundert überschreitet“, schreiben die Autorinnen und Autoren des Synthesereports.
Trotz der düsteren Aussichten ließe sich noch einiges abwenden, sofern wir einen „schnellen und weitgehenden Wandel“ über verschiedene Wirtschafts- und Lebensbereiche hinweg einleiten. Der Weltklimarat listet in seinem Synthesebericht wieder zahlreiche mögliche Maßnahmen für den Klimaschutz auf.
Große Beiträge zum Klimaschutz kommen demnach durch den Ausbau der Solar- und Windenergie und mehr Energieeffizienz. Beispielsweise helfen in Sachen Energieeffizienz sparsamere Fahrzeuge, effiziente Produktion und gedämmte Gebäude. Auch ließe sich das Klima schützen, indem Unternehmen die Methanemissionen aus dem Kohleabbau, der Öl- und Gasförderung sowie aus der Abfallwirtschaft begrenzen. Die genannten Maßnahmen reduzieren die Emissionen zu Kosten von 20 US-Dollar pro eingesparter Tonne CO2 und gelten damit als besonders kostengünstig.
Auch im Verkehrssektor müsste sich laut IPCC vieles tun. Hier könnten den Autorinnen und Autoren zufolge nachhaltige Biokraftstoffe und emissionsarmer Wasserstoff den Klimaschutz in der Schifffahrt, der Luftfahrt sowie im Schwerlastverkehr vorantreiben. Mit grünem Strom betriebene elektrische Fahrzeuge hätten darüber hinaus großes Potenzial, die Emissionen im Verkehr an Land zu reduzieren. Fortschritte bei den Batterietechnologien könnten dabei helfen, auch Lastkraftwagen zu elektrifizieren und elektrische Bahnsysteme zu unterstützen.
Auch Innovationen und Investitionen in neue Technologien sind ein großer Bestandteil der notwendigen Maßnahmen. So bedarf es Technologien für die Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre, deren Einsatz mit „moderaten ökonomischen Kosten“ verbunden sei. In der Regel zählen zu den Technologien industrielle Luftfilteranlagen, die CO2 abscheiden können.
Mitentscheidend für den internationalen Klimaschutz werden die Ergebnisse der im November und Dezember stattfindenden Klimakonferenz in Dubai sein.