Best Practice: Energiewende im Betrieb und in der Kommune
Als Hersteller spritzgegossener Kunststoffverpackungen für den Lebensmittelsektor gehört SPIES in Melle (LK Osnabrück) zu den energieintensiven Industrieunternehmen. Der Verpackungshersteller reduziert seinen CO2-Ausstoß durch gezielte Maßnahmen wie Abwärmenutzung, Photovoltaik und ein ISO-50001-zertifiziertes Energiemanagement.
Die SPIES Kunststoff GmbH mit Sitz in Melle (LK Osnabrück) ist seit über 60 Jahren auf die Herstellung spritzgegossener Kunststoffverpackungen spezialisiert – insbesondere für namhafte Produzenten aus dem Food-Sektor. Energieeffizienz und Einsparung fossiler Energien sind für das Unternehmen sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht ein wichtiger Faktor. Um Ressourcen zu schonen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, hat SPIES eine Reihe ambitionierter Maßnahmen initiiert und umgesetzt: Gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Unternehmen JUWI errichtete SPIES einen Zehn-Megawatt-Freiflächen-Solarpark und verfügt zudem über ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50001.
Darüber hinaus erschließt das Unternehmen gezielt technisch realisierbare Einsparpotenziale, etwa durch effiziente Prozesstechnologien, Abwärmenutzung, optimierte Druckluftsysteme oder moderne Beleuchtung. Dabei werden stets Fördermöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene berücksichtigt. Für den Standort in Gesmold hat sich das Unternehmen das Ziel gesetzt, in Scope 1 und 2 klimaneutral zu produzieren.
Abwärmenutzung und Wärmeplanung bei/mit SPIES
Ein Teil der Abwärme, die bei SPIES anfällt, wird bereits seit Jahren innerbetrieblich zur Heizungsunterstützung genutzt. Dennoch entweicht derzeit noch der Großteil ungenutzt über das Dach. Im Zuge der gesetzlichen Meldepflicht gemäß Energieeffizienzgesetz (EnEfG) hat das Unternehmen ein jährliches Abwärmepotenzial von über 18 GWh an die Plattform für Abwärme (PfA) gemeldet. Diese Energie entsteht überwiegend im Kühlsystem der Spritzgussanlagen und liegt bei einem Temperaturniveau von 20 °C bis 30 °C. Um diese bislang ungenutzte Wärme künftig effizienter einzubinden, hat SPIES proaktiv den Dialog mit der Stadt Melle gesucht und ist seitdem eng in die kommunale Wärmeplanung (KWP) eingebunden.
Gemeinsam mit der Stadt wurden erste Voruntersuchungen für den Aufbau eines Wärmenetzes durchgeführt, das perspektivisch öffentliche Gebäude versorgen könnte. Bei einer vollständigen Dekarbonisierung ließen sich dabei rund 1.814 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen. Der nächste Schritt ist die Erstellung einer Machbarkeitsstudie, deren Förderung im Rahmen des Moduls 1 der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) mit einer Förderquote von 50 Prozent beantragt werden kann. Der im Juni 2025 verabschiedete Wärmeplan der Stadt Melle validiert die bisherigen Planungen und bewertet die Realisierung des Wärmenetzes ab etwa 2028 als sehr wahrscheinlich. Für SPIES ist die kommunale Wärmewende eine zentrale Gemeinschaftsaufgabe, zu der das Unternehmen auch in Zukunft aktiv beitragen wird.
Die Photovoltaik-Fakten auf einem Blick:
Freiflächenphotovoltaikanlage:
- 10 MW auf einer Fläche von etwa zehn Hektar; technische Betriebsführung durch JUWI
- Jahresstromertrag von etwa 10 Mio. kWh/a. (entspricht einem Jahres-Stromverbrauch von fast 3.000 Haushalten unter der Annahme, dass 3.500 kWh/a verbraucht werden)
- Eigenverbrauchsquote: 70 bis 80 Prozent
- Deckt > 20 Prozent (ca. 6 GWh) des jährlichen Strombedarfs des Unternehmens
- CO2-Reduktion durch die PV-Freiflächenanlage: 3.630 CO2t/a
Blick auf den Zehn-Megawatt-Solarpark Gesmold im Landkreis Osnabrück.
Bildquelle: Christian Klocke
„Durch die direkte Nutzung des grünen Stroms aus unserer PV-Anlage reduzieren wir unseren CO2-Fußabdruck erheblich und stärken gleichzeitig unsere Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Standortsicherheit. Dies ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg zur Klimaneutralität am Standort Gesmold“, so Christoph Spies, Inhaber und Geschäftsführer. „Eine Investition in grüne Energie bedeutet auch einen Schritt hin zu mehr Autarkie“, freut sich Nachhaltigkeitsmanager Denis Müller.
Energiemanagement als Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität
Eine wesentliche Rolle für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei SPIES spielt das Energiemanagement. Angestoßen durch den hohen Energiebedarf und der Ausgleichsregelung aus dem Jahr 2012 betreibt das Unternehmen seit inzwischen 13 Jahren ein nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagementsystem (EnMS). Dieses wird konsequent genutzt, um Energieeffizienzmaßnahmen zu identifizieren, umzusetzen und eine kontinuierliche Optimierung zu verfolgen.
Um den Energieverbrauch weiter zu senken, hat SPIES strategische Ziele definiert: Mit Maßnahmen auf Basis des Energiemanagementsystems erreichte das Unternehmen bis 2025 eine Einsparung von rund 25 Millionen Kilowattstunden, bezogen auf das Referenzjahr 2015. Bereits realisierte Einsparmaßnahmen umfassen die Modernisierung von Lüftungs-, Beleuchtungs- und Druckluftsystemen sowie die kontinuierliche Erneuerung und Optimierung von Produktionslinien. Die Optimierung der Belüftungsanlagen führte zu Einsparungen von 243.037 kWh/a, eine Hydraulikdruckabsenkung an drei Spritzgießmaschinen zu weiteren ~ 84.000 kWh p.a.. Darüber hinaus konnte das strategische Ziel, die Kältesysteme zu optimieren und dadurch mindestens 5 Prozent der eingesetzten Energie einzusparen, erfolgreich erreicht werden. So werden jährlich nun etwa 637.000 kWh eingespart. In den letzten drei Jahren wurden Maßnahmen umgesetzt, die zu einer jährlichen Einsparpotenzial von 728.757 kWh geführt haben. Weitere Maßnahmen befinden sich derzeit in der Evaluierung und werden das Einsparpotential weiter erhöhen.
Das Energiemanagement ist bei SPIES fest in die Unternehmenskultur verankert: Alle Mitarbeitenden durchlaufen eine Basisschulung zum Thema, spezielle Gruppen erhalten vertiefende Trainings. Seit Anfang 2025 absolvieren kaufmännische Azubis zudem eine Praxiswoche im Energiemanagement.
Ein weiterer Vorteil des EnMS ist die Möglichkeit, Kunden präzise Angaben zum Product Carbon Footprint (PCF) liefern zu können. „Der Aufwand, den das EnMS erfordert, zahlt sich also eindeutig aus“, so der Energiemanagementbeauftragte Christian Kuß. Außerdem profitiert das Unternehmen von steuerlichen Vorteilen.
Fazit: Kontinuität und strategische Planung zahlen sich aus – seit Einführung des EnMS wird die Energieeffizienz kontinuierlich verbessert und der Verbrauch stetig gesenkt.
Zusammenarbeit für mehr Energieeffizienz – SPIES im Netzwerk
Neben internen Optimierungen setzt SPIES auf den Austausch mit anderen Unternehmen: Als Mitglied im regionalen Netzwerk für Energieeffizienz und Klimaschutz (REGINEE) Osnabrück, organisiert vom Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. (VEA), arbeitet SPIES mit anderen Unternehmen aus der Region daran, CO2-Emissionen zu senken, die Energieeffizienz zu steigern und Energiekosten dauerhaft zu reduzieren. Zudem ist SPIES Teil der VEA-Initiative „Klimafreundlicher Mittelstand“, die Unternehmen bei der klimaneutralen Transformation unterstützt. Das hier entstandene Praxisbeispiel haben wir gemeinsam mit dem Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) aufbereitet.
Textquelle: SPIES Kunststoff GmbH
Quelle vom Beitragstitelbild: SPIES Kunststoff GmbH