Kritik an Dekarbonisierung bei der Materialherstellung
Wissenschaftler der Agora Energiewende und der Universität Cambridge haben in einer Studie die derzeitige Regelung zur Dekarbonisierung der Industrie bemängelt. Die Herstellung der Materialien umfasst gut 16 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen der EU. Die EU-Kommission geht aktuell davon aus, dass die Emissionen in diesem Bereich bis 2030 um 22 bis 25 Prozent sinken werden, obwohl das Gesamtziel der CO2-Reduzierung in diesem Zeitraum 65 Prozent beträgt. Genau zu dieser Diskrepanz fehlt eine eindeutige Regelung der EU-Kommission, so ein Ergebnis der Analyse. Im Gegensatz zum Upstream- und Midstream-Bereich, ist für den Downstream-Bereich der energieintensiven Industrie kein Anreiz geschaffen. Für die Hersteller klimafreundlicher Grundstoffe gebe es keine Geschäftsmodelle. Denn die klimafreundlichen Grundstoffe würden gar nicht gekauft werden. Zurückzuführen sei dies auf zwei Gründe, so ein Ergebnis der Studie. Zum einen seien die Kosten klimaneutraler Produkte zu hoch und zum anderen existiere auch eine Risikoaversion gegenüber neuen Materialen, wie beispielsweise in der Bauindustrie. Hinzu kommt, dass Produktvorschriften nicht auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet seien und zum Teil Informationen über den CO2-Gehalt fehlten.
Einen Lösungsansatz sieht die Studie darin, Obergrenzen für den CO2-Gehalt von Grundstoffen über den gesamten Lebenszyklus vorzuschreiben. Beispielhaft wird hier Stahl und Plastik bei Autos oder Zement bei Gebäuden genannt. Der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen, zeigt sich zumindest überzeugt, dass sich solche Standards nur unbedeutend auf die Preise von Endprodukten auswirken würden.