Ein Dekarbonisierungsstrompreis für die industrielle Prozesswärme?
Die energieintensive Industrie benötigt dringend einen Anreiz zur Substitution von Gas im Bereich der Prozesswärme. Ein Dekarbonisierungsstrompreis könnte diesen Anreiz schaffen.
Eine Vielzahl von Unternehmen benötigen für ihre Produktion und Fertigung Prozesswärme, also Temperaturen im Bereich von 100 bis 500 Grad, einige sogar darüber hinaus bis 3.000 Grad. Diese Temperaturen können wirtschaftlich betrachtet aktuell nur durch die Nutzung des emissionsintensiven Energieträgers Gas erreicht werden. Wie also können die Unternehmen diese Prozesse möglichst kurzfristig Dekarbonisieren, um der Zielvorgabe der Klimaneutralität gerecht zu werden?
Der VEA ist der Meinung, dass die Lösung Wasserstoff allein nicht reichen wird, um diese Herausforderung zu meistern. Zum einen lässt diese Alternative für die breite Masse noch auf sich warten und zum anderen ist sie ohnehin in den meisten Fällen ineffizienter als die direkte Elektrifizierung über Strom. Da der aktuelle Strompreis jedoch so hoch ist, dass eine direkte Elektrifizierung ein wirtschaftliches K.O.-Kriterium für viele Unternehmen wäre, muss eine Änderung her. Es darf nicht sein, dass wir das Gut, in das wir hinein lenken wollen, so teuer machen. Ein Lösungsansatz wäre ein sogenannter Dekarbonisierungsstrompreis.
Dies ist ein Preis für Projekte, bei denen durch die Umstellung von einem emissionsintensiven Brennstoff auf Strom konkret CO2 eingespart wird. Die Differenz zwischen den höheren Kosten für die neue Technologie und den bisherigen Kosten müsste durch ein Konzept ausgeglichen werden, welches an die „Carbon Contracts for Differences“ angelehnt wird.
Um dieses wichtige Thema weiter nach vorne und in den politischen Diskurs zu bringen, haben wir dem Energate ein Interview gegeben. Außerdem haben wir die Chancen und die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung der Prozesswärme auf mehreren Veranstaltungen mit Vorträgen und Diskussionen platziert. Unter anderem bei den Energietagen des Handelsblatt und beim Arbeitskreis Zukunftsenergien in Kooperation mit der E-World Community.